26.10.2015

Auf den Spuren der Normalität - Lern- und Bildungsfahrt nach Auschwitz, Krakau und Katowice vom 18. – 23.10.

Erinnerungen beeinflussen die Weise wie wir denken, fühlen und handeln. Man könnte sogar sagen, dass der Mensch die Summe seiner Erinnerungen ist. Deshalb ist Gedenkstättenarbeit darauf ausgelegt, einprägsam zu sein. Die Erinnerungskultur in den Gedenkstätten Auschwitz und Birkenau wird gebildet aus interaktiven Elementen, Kommunikation, Texten, Installationen, Fotographien und nicht zu vergessen der Atmosphäre, die in diese Orte durchdringt. Was wir davon mitnehmen sind Erinnerungen, gespeichert irgendwo in unserem Kopf, in unserem Körpergewebe oder unseren Sinnen. Wir haben uns gefragt, warum Reisegruppen, die während ihrem Besuch im Stammlager Ausschwitz ein Erinnerungsfoto machen, als Bildhintergrund das Eingangstor zum Lager wählen, über dem der Schriftzug Arbeit macht frei prangt? Und warum zum Beispiel die Aufnahme vom Torgebäude des Lagers Birkenau auf das die Gleise der Transportwaggons zulaufen, ein wieder und wieder neu aufgelegtes Fotomotiv ist? Wahrscheinlich suchen die meisten Menschen Bilder, die plakativ und einfach aufzunehmen sind. Ein bisschen wie ein Anzug von der Stange. Aufgrund dieser Überlegung, haben wir uns damit beschäftigt, inwieweit Bilder und Menschen eine Beziehung miteinander eingehen müssen, damit daraus eine eher maßgeschneiderte Erinnerung wird. Und wir haben uns damit auseinandergesetzt, inwieweit wir bewusst zulassen können, dass sich Bilder einprägen, so dass sie unser Innenleben nachhaltig gestalten. Nach und nach hat sich daraus eine selbstgestellte Aufgabe herauskristallisiert. Wir haben nach Eindrücken Ausschau gehalten, von denen wir ahnen, dass sie etwas mit uns selbst zu tun haben könnten. Um den Fokus mehr auf die persönliche Ebene zu legen sind wir von zwei Grundannahmen ausgegangen. Die erste ist, dass die Geschichte von Auschwitz mittlerweile in unserer Gesellschaft präsent ist. Und die zweite ist, dass es nicht reicht sich der Geschichte der Täter auf der einen und der der Opfer auf der anderen Seite zu widmen, wenn man den Holocaust verstehen will. Man muss sich auch der Normalität nähern, in die all das eingebettet ist. Ein gutes Beispiel von dem was wir gefunden haben, ist das Bild aus der Kinderbarracke im Lager Birkenau. Dort ist eine Wand gestaltet, wie wahrscheinlich in vielen anderen Kindertagesstätten dieser Zeit auch. In welcher Weise begegnen wir hier der Normalität?

Für die diejenigen, die an Fakten interessiert sind, fassen wir das Projekt kurz zusammen. Zur Vorbereitung organisierten wir zwei gemeinsame Abendveranstaltungen. Um dem gewaltigen Thema angemessen zu begegnen, erstellten Fans einen begleitenden Reader mit dem Titel Wider das Vergessen. Dieser hat 186 Seiten und wurde als Printversion an die Teilnehmenden ausgegeben. An der Fahrt nahmen 27 Personen teil. 23 aus der Fanszene von Eintracht Frankfurt, 2 aus derjenigen von Chemie Leipzig, sowie zwei Betreuer von Fanprojekt, beziehungsweise der Bildungsarena. Am ersten Tag reisten wir in drei Neuner-Bussen nach Krakau. Eine Führung durch das jüdische Viertel Kazimierz und das Essen im jüdischen Restaurant waren die festen Termine des zweiten Tages. Am dritten Tag besuchten wir das Schindler Museums und später das KZ Plaszow. Hier stand die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Kommandanten Amon Göth im Vordergrund. Am vierten Tag haben wir uns intensiv mit der Geschichte und der Erinnerungskultur des Stammlagers Auschwitz beschäftigt. Der fünfte Tag stellte die gewaltige Aufgabe, uns auf all das einzulassen, was das Lager Birkenau uns erzählt. Nach einer Übernachtung in Katowice reisten wir sechsten Tag zurück. Als Folgeprojekt erwägen wir, einen Leitfaden zur Planung und Durchführung einer Gedenkstättenfahrt zu erstellen.

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